Belalp: Lawinenradar überwacht die Gratlawine

Feb 22, 2019Eis und Schnee, Neuigkeiten

Am 22. Februar 1999 um 17:00 Uhr ging bei Blatten VS eine gewaltige Staublawine nieder. Die Anrissbreite der sogenannten «Gratlawine» betrug 3.5 km mit einer Anrissmächtigkeit zwischen 3 und 8 m (P. Schwitter & L. Stoffel, ISSW 2009). Die Lawine zerstörte oder beschädigte über 30 Gebäude und verschüttete die Kantonsstrasse meterhoch. Dank rechtzeitigen Evakuierungen kamen keine Personen zu schaden. 20 Jahre sind seither vergangen und im Lawinenschutz hat sich viel getan in dieser Zeit.

Um die Gratlawine in den Griff zu bekommen, wurden auf der Belalp verschiedene Massnahmen ergriffen. Die Verbauung des Anrissgebietes sollte eine Grosslawine verhindern, brachte aber nicht den gewünschten Erfolg. Daraufhin setzte der lokale Lawinendienst vermehrt auf das künstliche Auslösen von Lawinen. Das Sprengen aus dem Helikopter funktionierte zwar gut, war aber auf Schönwettertage beschränkt. Seit einigen Jahren wird deshalb auf der Belalp mit fix installierten Gasex-Anlagen gearbeitet, womit nun witterungsunabhängig Lawinen ausgelöst werden können. Auf diesen Winter kam für den Sicherheitsdienst ein weiteres wichtiges Instrument dazu; das Lawinen– und Personenradar-System zur permanenten Überwachung der Gratlawine.

Immer einsatzbereit

Das Lawinenradar beobachtet permanent das gesamte Anrissgebiet der Gratlawine in einer Distanz von bis zu 3.5 km. Es erkennt automatisch Lawinen in Echtzeit bei allen Sichtverhältnissen, sei es im Dunkeln, bei Schneefall oder Nebel. So können künstliche ausgelöste Lawinen nun jederzeit einfach verifiziert und Sicherungsaktionen bei jedem Wetter und Tageszeit durchgeführt werden. Der lokale Sicherheitsdienst kann dadurch zu Randzeiten (z.B. früh morgens) arbeiten, wenn allfällige kurze, präventive Strassensperrungen den Morgenverkehr noch kaum beeinträchtigen. Zudem detektiert das permanent laufende Lawinenradar auch spontane Lawinen und liefert damit wertvolle Informationen über die Lawinenaktivität im Gebiet.

Vor einer geplanten Sicherungsaktion muss sichergestellt werden, dass sich im Gefahrengebiet keine Personen (z.B. Skitourengeher) aufhalten. Dafür wurde die Lawinenüberwachungsanlage zusätzlich mit einem Personenradar ausgestattet, welches Bewegungen von Personen im überwachten Hang automatisch erkennt und auf einer Karte einzeichnet. So hat der lokale Sicherheitsdienst stets die Übersicht, ob und wo sich allfällige Personen befinden und kann Einsätze entsprechend planen.

Lawinenradar in den Medien

Das Belalper Lawinenradar hatte bereits mehrere TV-Auftritte: Die Dokumentation „Lawinen – Schicksal oder Schuld? – Eine Langzeitbeobachtung“ des Schweizer Fernsehens blickt auf den Lawinenwinter 1999 zurück und veranschaulicht, wie sich der Lawinenschutz seither entwickelt hat. Das Lawinenradar (ab Minute 47) wird dabei als neuste Schrei im Lawinenschutz beschrieben. Kanal 9/Canal 9 berichtete etwas detaillierter über die neue Anlage auf der Belalp: