Eisabbruch am Triftgletscher mit Bildanalyse früh erkannt

Jul 5, 2019Eis und Schnee, Neuigkeiten

In der Nacht auf Dienstag, 2. Juli 2019, ist eine grosse, instabile Zone in der Nordflanke des Triftgletschers abgebrochen. Die Bildanalyse unserer Deformationskamera zeigte mehrere Tage zuvor eine deutliche Beschleunigung der Zone und deutete auf einen baldigen Abbruch hin. Deshalb wurden am Samstag, 29. Juni 2019, potentiell gefährdete Wanderwege und Aufstiegsrouten aufs Weissmies vorübergehend gesperrt. Ein Grossteil der auf rund 150’000 m³ geschätzten, instabilen Eismassen brach während der Nacht auf Dienstag ab und blieb auf dem daruntergelegenem Gletscher liegen. Nach einer Neubeurteilung der Lage konnten die Sperrungen bereits am Dienstagmorgen wieder aufgehoben werden.

Die instabile Gletscherzone am Montag, 1. Juli 2019, 14 Uhr.

Genau 24 Stunden später am Dienstag, 2. Juli 2019, 14 Uhr.

Das Video unten zeigt den relevanten Bildausschnitt der Deformationsanalysen vom 22. Juni bis 1. Juli 2019. Die Farbe gibt die Geschwindigkeit und die Pfeile die Richtung der Bewegung an. Grüne Flächen sind stabil, graue Flächen konnten nicht ausgewertet werden. Eine Farbskala ist unterhalb des Videos aufgeführt. Die Deformationsanalyse beruht auf dem automatischen Vergleich einzelner Bildpakete von zwei hochauflösenden Bildern. Verändert sich die Oberfläche innerhalb des Auswertezeitraums (hier wenige Tage) zu stark, geht die Korrelation verloren und die Flächen können nicht ausgewertet werden. Die Schneeschmelze im Frühsommer ist deshalb ein herausfordernder Zeitabschnitt für die optische Deformationsanalyse. Einerseits wird die Schneeschmelze von der Deformationskamera als Bewegung wahrgenommen, andererseits kann die Schmelze die Oberfläche stark verändern und eine Auswertung dieser Flächen verunmöglichen. 

     Skala der Deformationsanalyse in Pixel/Tag (auch in m/Tag verfügbar). 

 

Grosser Eisabbruch bereits 2017

 

Geopraevent überwacht den Triftgletscher in Zusammenarbeit mit Geoformer seit 2014. Anfänglich wurde zur permanenten Überwachung ein Georadar eingesetzt, als sich die Bewegungen verlangsamten, suchten wir eine alternative Methode zur Langzeitüberwachung. Deshalb haben wir die Deformationsanalyse basierend auf hochauflösenden Kamerabildern entwickelt. Nach einer Testphase parallel zu Georadarmessungen übernahm die Deformationskamera ab dem Frühjahr 2017 die Überwachung des Gletschers. Als die Bildanalyse Ende August 2017 eine signifikante Beschleunigung eines grossen instabilen Gletscherbereiches andeutete und eine Schlechtwetterphase bevorstand, installierten wir kurzfristig das Georadar. Dank den Radarmessungen konnten wir die Geschwindigkeit der Eismassen auch bei schlechtem Wetter und in der Nacht verlässlich bestimmen und den Abbruch auf wenige Stunden genau voraussagen. Damals brachen in mehreren kleineren Eislawinen total rund 500’000 m³ ab und blieben auf dem daruntergelegenen Gletscher liegen. Es kam zu keinen Schäden.

Mehr Informationen sind unter dem Referenzprojekt zu finden.