Gletscherüberwachung Trift

Ausgangslage

Der Triftgletscher im Berner Oberland zwischen Gadmer- und Haslital hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgezogen. Nach der Jahrtausendwende bildete sich auf 1650 m ü.M. ein See. Mittlerweile hat sich der Gletscher bis in die Steilstufe hinter dem See zurückgezogen, aktuell endet er auf ca. 2100 m ü.M. Darunter befindet sich momentan noch Toteis, das nicht mehr mit dem Gletscher verbunden ist. Im Jahr 2004 wurde die bekannte Trift-Hängebrücke gebaut, welche einen einfacheren Zugang zur Trifthütte ermöglicht, weil das Überqueren des Gletschers im Seebereich je länger je schwieriger wurde.

Der Triftgletscher im Jahr 1948 und 2006. Fotos aus ‚Die Alpen‘ Ausgabe 07/2014.

 

Solange der Gletscher im Bereich der Steilstufe endet, besteht die Gefahr einer Zungenrutschung. Dabei kann sich ein grösseres Eispaket vom Gletscher lösen und als Ganzes abstürzen. Ein solches Ereignis mit fatalen Folgen geschah in der Schweiz im Jahr 1965, als sich ein Teil des Allalingletschers als Eislawine löste und 88 Menschen, die mit dem Bau des Mattmark-Stausees beschäftigt waren, unter sich begrub. Stürzen grössere Eismassen (mehrere 100‘000 m3) ab, kann eine solche Eislawine auch weit in flaches Gelände vorstossen. Am Triftgletscher würde sie den See erreichen und dort eine Flutwelle verursachen.

Das Fliessen des Gletschers ist im Zeitraffer im Video gut zu erkennen: Zwei Jahre Triftgletscher von der Trifthütte aus gesehen (Kamerabilder © VAW/ETH Zürich).

Lösung

Um ein derartiges Ereignis rechtzeitig vorherzusehen, sind am Triftgletscher unterschiedliche Systeme von Geopraevent im Einsatz.
Im Triftsee befindet sich eine Drucksonde, welche eine Flutwelle detektieren würde. Weiter unten bei der Bergstation der Triftbahn werden in diesem Fall Alarmsirenen aktiviert, welche Wanderer vor einer Flutwelle im Bach warnen würden. Im Sommer 2014 finden auf dem Triftsee Sondierbohrungen statt. Während dieser Zeit befinden sich mehrere Arbeiter auf Pontons auf dem See. Diese würden durch die Sonde zu spät gewarnt. Deshalb wurde für diese Zeit ein umfangreicheres Überwachungssystem in Betrieb genommen, das zusätzlich aus folgenden Elementen besteht.

Mit dem interferometrischen Georadar lassen sich Felsdeformationen im Millimeterbereich örtlich aufgelöst bestimmen. Das Radar ist aber auch geeignet, um schnellere Bewegungen auf Distanz und unabhängig von Wetterverhältnissen zu erkennen. Dies funktioniert nicht nur auf Fels, sondern auch auf Eis. Das Radar wurde auf 2000 m ü.M. im Abstand von etwa 1.5 km vom Gletscher installiert und misst von dort permanent die Gletscherbewegungen. Diese werden permanent in unser Datenportal übertragen und beim Überschreiten von Warnwerten wird der mit der Interpretation beauftragte Glaziologe alarmiert.

Das interferometrische Georadar liefert permanent örtlich fein aufgelöste Messungen der Oberflächendeformationen des Gletschers. Zum Aufnahmezeitpunkt bewegt sich der Gletscher mit etwa 50 cm pro Tag.


Insgesamt drei Webcams werden analysiert und daraus mittels Bilderkennung die Gletscherbewegungen bestimmt. Die Webcams können ebenfalls direkt über das Datenportal abgefragt werden und liefern teilweise auch ein Live-Bild für die Beurteilung der aktuellen Wettersituation für die Baustelle.

Als viertes Element der Überwachung beobachten das Personal der Trifthütte und der Baustelle den Gletscher täglich. Beobachtungen werden direkt per SMS an unsere Server gesandt und von dort als Mitteilung ins online Datenportal übertragen. Diese Mitteilungen müssen von allen Projektbeteiligten gelesen und mit Mausklick quittiert werden. So kann sichergestellt werden, dass alle involvierten Personen auf dem gleichen Wissensstand sind.

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